Restaurant Design: Warum das Auge mitisst & die Tapete eine Symbiose mit dem Teller eingeht.

Es braucht einen Stuhl, einen Tisch und einen Kellner. Derlei Pragmatismus hat es in Restaurants natürlich nie gegeben. Auch wenn es abgedroschen klingt: Das Auge isst mit. Die schiere Vielfalt und Konkurrenz an Restaurants, Bars, Delis, Bakerys und co. tragen dazu bei, dass ausgefallene Interieurs entstehen. Und nebenbei ganze Ortschaften beleben. Und man muss nicht in eine internationale Metropole reisen, um die eigensinnigsten Restaurant-Designs, in denen das Essen glatt als Nebenschauplatz durchgehen könnten, zu besuchen. Und das kann alles sein: Von urbanem Jungle-Feeling in Berlin (Grünpflanzen erfreuen sich gerade neuer Beliebtheit) über reduzierten Industrial-Chic in New York bis hin zu plüschigen Samtwelten Wien. Oder elegante Aussichten in Sölden im Ötztal.

Interior Design als Verkaufsschlager.

Neuste Studien beweisen: Gäste erwarten bei einem Restaurantbesuch nicht nur ein Geschmackserlebnis und ein ansprechendes Food-Design, sondern auch ein durchdachtes Raumkonzept. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Online-Reservierungs-Services Bookatable by Michelin unter mehr als 1.800 Restaurantgästen aus dem deutschsprachigen Raum. Die Ergebnisse sind eindeutig: 80 Prozent der Restaurantbesucher legen grundsätzlich großen Wert auf das Interieur und die Raumgestaltung eines Lokals. Für rund 29 Prozent ist das Erscheinungsbild des Restaurants wichtig, da es wie eine Visitenkarte sei und für gut 52 Prozent ist ein durchdachtes Raumkonzept sogar sehr wichtig. Nur 18 Prozent legen dagegen weniger Wert auf Interieur und Raumgestaltung, sofern das Ambiente stimmt und zum Essen passt. Lediglich für 1 Prozent der Umfrage-Teilnehmer spielt es keine Rolle, solange das Essen schmeckt. Soweit so gut. Aber was kann man sich unter einem perfekt designten Restaurant mit einer ebenso perfekten Küche vorstellen? Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

Design als Geschmackskultur.

Dem Guide Michelin war bis dato das Erscheinungsbild eines Restaurants weniger wichtig als die Küche. Doch es spricht vieles dafür, dass ein spektakuläres Ambiente auch die Köche beflügelt. Selbst Restauranttester sind Menschen. Starren nicht immer angestrengt auf den Teller, sondern lassen sich gern vom Drumherum begeistern. Was auch die Gastronomen begriffen haben. Spektakuläres Restaurantdesign ist heute eher die Regel als die Ausnahme. Ein paar Lokale allerdings schießen den Vogel ab und sind bereits der Architektur und der Dekoration wegen ein Erlebnis. Eine Auswahl.

  1. „Sketch“ London

Das „Sketch“ nur ein als ein Restaurant in Mayfair zu bezeichnen, wäre nur die halbe Wahrheit. Es ist eher ein Gesamtkunstwerk – da sprechen Design, Kunst und Gastronomie eine gemeinsame Sprache. Die man als durchaus pink verstehen kann. Durchgestylt sind hier neben dem vielen blassen Pink aber nicht nur die Salz- und Pfefferstreuer, sondern auch jeder einzelne Teller und das Outfit der Kellner. Wer keinen Platz mehr zum Abendessen findet (ganze Challans-Ente mit Sarawak-Pfeffer!), kann auch einfach für den High Tea buchen und zwei Stunden lang englischen Schaumwein schlürfen, Scones und die selbstdesignten Sandwiches kosten.

  1. „Schöne Aussicht“ Hochsölden

Panoramafenster bis zum Boden, ein kantiger Baukörper im Wechselspiel mit der Bergwelt. Das Restaurant des 4 Sterne Superior SkiHotels „Schöne Aussicht“ macht seinem Namen alle Ehre: Auf 2090 Metern Seehöhe überblickt der Gast die Mächtigkeit der Ötztaler Alpen mit seinen imposanten Gletschern und 3000endern. Wäre es eine herkömmliche Skihütte, würden hier Germknödel oder Spaghetti auf dem Teller landen. Stattdessen servieren die Kellner im Anzug Desietra Caviar Osietra vom russischen Stör oder heimischen Saibling in Krustentiersauce. Gourmetküche statt Selbstbedienungsrestaurant – so lautet das kulinarische Konzept der Schönen Aussicht. Mit selbiger.

  1. „Rocca Riviera“ München

Das Rocca Riviera am Wittelsbacher Platz scheint ein großartiger Ort für Fantasten zu sein. Ein Ort, den man so im geradlinigen, bisschen versnobten München gar nicht so leicht findet. Ein blaugrüner Traum von Mittelmeer und Dekadenz in den Räumen mit Polsterstühlen und runden Sitzinseln im Obergeschoss, mit unbehandelten Eichenbohlen als Parkett und etlichen Marmortischen. Da wird die italienisch-französische Haute Cuisine doch tatsächlich zum Nebensächlichkeit. Zeitschriften mieten das Rocca für Mode-Shootings, Blogger sind ganz verrückt nach dem Vintage-Look, der die Zwanziger- und die Fünfzigerjahre nicht nur modern variiert, sondern auch einige Originalstücke zu bieten hat.

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